Für jemanden, der eine SMS (ja, SMS!) immer noch mit einem Finger tippt, ist die Idee der Nachrichtenübermittlung per Pferd unglaublich verlockend: Man steckt dem Reiter den Brief in die Satteltasche und wartet in aller Seelenruhe die Zustellung ab. Tage gehen ins Land, sogar Wochen – schließlich wird ja auch die Antwort auf dem Landweg überbracht. Kein Stress der sofortigen Reaktion (ich schreibe ja digitale Nachrichten immer schon mitten in der Nacht, damit nicht postwendend die Antwort eintrudelt und wieder ich am Zug bin). Allein schon deshalb bin ich für das Postpferde-Modell. Anfragen nehme ich weiterhin auch per E-Mail entgegen, werde aber künftig per Pferdepost antworten. Denkt also bitte daran, eine für Pferde zugängliche Adresse anzugeben.

Bei dem Projekt »Die Postreiter« geht es allerdings um mehr als die Befriedigung von angeborener Kommunikationsfaulheit. Vielmehr wollen die beiden Organisatoren die (beinahe vergessene) Kunst des Briefeschreibens in einer digitalen Welt aufleben lassen und die Kommunikation in den Vordergrund stellen. Zu diesem Zweck geht’s ab Ende März fünf Wochen quer durch Deutschland. Zwei berittene Boten sammeln ermutigende, inspirierende, hoffnungsvolle Briefe ein und verteilen sie an unbekannte Empfänger. Falls ihr einen haben wollt: Auf der offiziellen Postreiter-Website gibt’s die Termine und alle weiteren Infos.
Natürlich hat das Projekt auch eine literarische Seite: Phantastische, mysteriöse und dramatische Geschichten rund um Brief, Bote und Pferd sind in der Anthologie „Die Postreiter“ vom Ehrlich-Verlag versammelt. Und mit dabei ist – wie ich eben erfahren hab – meine Kurzgeschichte »Ein Brief für ein Leben« (Yippieh! 🙃). Sie begleitet die Zeitbotin Mariel bei einem ihrer heikelsten Aufträge: die Übermittlung einer lebenswichtigen Botschaft in die Vergangenheit.
Mehr dazu demnächst, sobald der Band erhältlich ist …